Qunwappen


Home
Archiv
Die Rückkehr - 1. Teil (Aus dem Tagebuch Göröm Üsakürs)


.
.
.
... somit ist dieses Geschäft mit Erfolg abgeschlossen.

Aus meinem Kontor in Aist1 wurde mir heute wieder ein Energiekristall2 der caRhuun3 überbracht. Es ist lange her, seit dem mein Aufruf das letzte mal etwas erbracht hat. Dementsprechend gespannt war ich auf die Unter-suchung, jedoch hatte ich keinen Erfolg. Dieser Kristall ist anders, als diejenigen, welche ich zuvor erhalten hatte. Bei dem Versuch, die Art der Energie zu entschlüsseln bemerkte ich, das er zu einem Verbund mehrerer Kristalle gehört. Ohne die anderen Kristalle ist es mir unmöglich, herauszufinden, was dieser Verbund bewirkt. Gleich morgen werde ich mich auf den Weg nach Aist machen, um die anderen Kristalle zu finden. Ich bin schon sehr gespannt, was diese Kristalle bewirken.

19. Tag des Greif im Jahre 35 nach der Finsternis

Die Reise nach Aist verlief ereignislos, weshalb ich mich auch erst heute wieder gemüßigt sehe, einen Eintrag zu machen. Im Kontor teilte mir mein Bevollmächtigter sogleich mit, daß Ihm dieser Kristall von einem Händler aus Rungholt4 verkauft wurde. Leider werde ich mich paar Tage gedulden müssen, bis er wieder in der Stadt verweilt. Deshalb werde ich mir morgen die Kontorbücher vornehmen, um mich etwas abzulenken.
Ich kann meine Neugierde kaum zügeln, wenn ich doch nur wüßte, was da von den Arandi5 auf Rhuungard Burg6 erschaffen wurde. Denn das steht außer Zweifel, dieser Kristall wurde von einem der Ihren geschaffen. Ob dieser Kristallverbund wohl für den weiteren Ausbau von Konaq7 zu gebrauchen sein wird. Ich werde mich wohl gedulden müssen, aber wenn ich erst weiß, wo dieser Kristall herkommt, werde ich sofort dorthin aufbrechen.

25. Tag des Greif im Jahre 35 nach der Finsternis

Endlich ist der Händler hier eingetroffen. Sein Name ist Salvatore Scitagia, er ist Caswallonier. Es war gar nicht einfach, Ihm zu entlocken, wo er den Kristall gefunden hat. Leider wußte der schlaue Fuchs schon im Vorfeld, wie sehr ich mich für diese Kristalle interessiere. Am Ende war es aber nur eine Frage des Geldes, und es war mir die Sache wert.
Morgen werde ich nach Carist, einem kleinen Fischerdorf an der Estküste aufbrechen. Am liebsten würde ich schon heute Nacht los-reiten, aber das wäre doch zu gefährlich.
Ein Fischer namens Bosco hat ihm den Kristall verkauft, der wußte wahrscheinlich gar nicht, was er da in Händen hielt. Sicherlich war das für den Herrn Scitagia ein sehr lohnendes Geschäft. Auch heute war er sehr zufrieden, als ich ihn verließ. Gut, das er nicht wußte, was man alles mit diesen Kristallen anstellen kann. Soll er mich doch für einen verrückten Sammler halten. Wenn das Wort Magie mit ins Spiel kommt, werden solche Waren leider immer gleich unbezahlbar.

22. Tag der Tarantel im Jahre 35 nach der Finsternis

Die Kälte hier oben im Nor-est wird immer unerträglicher. Wegen dieses schrecklichen Wetters müssen wir nun hier in Rungholt verweilen. Wenn es nicht bald besser wird, sterbe ich vor Neugier. Wir verlieren hier Tag um Tag, und ich kann nichts dagegen tun.
Vielleicht hätte ich einen Magier mitnehmen sollen, der für besseres Wetter sorgt. Aber bei Eingriffen in die Natur sind die ja immer so pingelig. Außerdem, wer kann sich schon Wetterzauber leisten? Ich leider nicht. Der Aufbau von Konaq hat mich finanziell ziemlich in die Knie gezwungen.
Wie sagt man doch so schön, überlaß das Handeln den Frauen, die verstehen mehr davon. Aber das ist etwas, was ich sowieso nie wahrhaben wollte. Warum sollen Männer nicht mit Geld umgehen können? Die letzten Jahre bin ich doch gut zurechtgekommen, trotzdem werde ich von den anderen Qun wegen meines Geschäfts immer noch schräg angesehen. Ein männlicher Qun, der Handel treibt und auch noch selbst Eigentümer seiner Jurte ist. Und dann, zu allem Überfluß, noch mein Haus in Beelis. Ach ja, ich bin in meinem Alter noch nicht verheiratet. Und zu guter Letzt noch mein Aussehen. Ich bin ein Fremder unter Fremden geworden. Wenn der Serif nicht wäre, würden sie mich aus Konaq hinausjagen. Manches Mal denke ich mir, geh doch, sie brauchen dich nicht. Aber es ist mein Volk, und dies ist meine Heimat. Ich war doch sogar lange vor ihnen hier. Was soll ich nur tun?
Morgen werde ich auf jeden Fall weiterreisen, dieses Warten schlägt mir zu sehr aufs Gemüht.

8. Tag des Pegasus im Jahre 35 nach der Finsternis

Vielleicht hätte ich die Karawane nicht verlassen sollen. Meine Vorräte gehen zur Neige, meine Kräfte schwinden. Beim Kampf mit dem Rudel Quivoks8 wäre es fast um mich geschehen. Ich habe nicht genügend Hilfsmittel dabei, um die Wunden anständig zu versorgen. Wenn ich morgen nicht Shemok erreiche, wird man hier wohl nur noch meine Gebeine und dieses Buch finden. Das heißt, wenn mich nicht zuvor ein anderes Quivokrudel zerlegt.
Die Narbe, die ich wohl nun im Gesicht tragen darf, würde meiner Schwester Sülidia sicher nicht gefallen. Sülidia, du bist so weit fort. Fünf Jahre ist es jetzt her, daß ich Subere verlassen hab. Hätte ich dort bleiben sollen, statt mein Glück hier in der Westlichen Welt zu suchen. Nein, nicht nach dem, was geschehen ist. Nie darf sie erfahren, das der Geliebte in Ihrem Bett Ihr eigener Bruder war. Hätte ich sonst Rhuungard je verlassen?
Aber auch Rhuungard war nicht meine Heimat, ich hätte auf dem Schlachtfeld vor Phelee sterben sollen. Nun muß ich hier verrecken. Mir wird kalt, und ich spüre meine Beine nicht mehr. Ich darf nicht einschlafen, sonst ist es aus. Aber wer soll mich wachhalten? Außer meinem Tagebuch und meiner Jurte ist nichts hier. Ich muß weiterschreiben und hoffen. Aber auf was? Oh, heilige Questane, gib mir ein Zeichen, wie damals, als ich Konaq für die Qun errichtete. Oder bin ich es jetzt nicht mehr wert? Habe ich meine Aufgabe jetzt erfüllt? Geht es jetzt in den Ewigen Himmel, oder bin ich auch dort nicht mehr willkommen?
Wird meine Seele überhaupt irgendwo willkommen sein? Keiner will dich mehr, Göröm. Du wirst weder im Diesseits noch im Jenseits gebraucht. Aber wohin soll ich den gehen? Der Kristall, er kann mir zumindest etwas Wärme verschaffen.

Oh, heilige Questane, bitte hilf mir.
Ich will noch nicht sterben.
Nicht so!
Nicht hier!
Nicht Jetzt!
Ich bin so müde



12. Tag des Pegasus im Jahre 35 nach der Finsternis

Zum Glück haben mich diese Menschen gefunden und gesund gepflegt. Jedenfalls lebe ich noch, wenn ich auch im Moment nicht in der Lage bin, weiter zu reisen. Der Kristall muß nun doch warten, mein Leben ist mir doch wichtiger. Auf jeden Fall werde ich diese netten Familie für meinen Aufenthalt hier entlohnen. Daß sie mir das Leben gerettet haben, kann ich ihnen aber nicht in Hornaspern aufwiegen, aber mein ewiger Dank ist ihnen sicher.

26. Tag des Pegasus im Jahre 35 nach der Finsternis

Vor fünf Tagen bin ich zu meiner letzten Etappe aufgebrochen, schon morgen werde ich Carist erreichen. Die Yesalins waren sehr nette Leute. Es wundert mich schon, daß sich Qun hier so weit im Norden niedergelassen haben. Es ist hier doch wirklich viel zu kalt, selbst für die Yaqs.
Diese Leute haben mir das Leben gerettet, da werde ich sie nicht wegen einiger Sätze zurechtweisen. Aber wie kommen sie darauf, daß jemand anderer als der Serif die Qun führen soll. Ich werde Ihn darüber informieren, irgend etwas stimmt hier nicht.

27. Tag des Pegasus im Jahre 35 nach der Finsternis

Endlich habe ich Carist erreicht. Leider kann ich mich hier nicht sehr lange aufhalten. Eigentlich müßte ich längst wieder in Konaq sein, um bei den Vorbereitungen zu helfen. In wenigen Monden werden die Völker der Welten in Devon zu Gast sein. Aber dies ist mir zu bedeutend, der Serif muß noch warten.
Der Fischer Bosco war leider nicht bereit, mir Auskunft zu geben. Es schien mir, er hat Angst vor diesem Kristall. Oder, vielleicht hat er auch Angst vor dem Ort, an dem er den Kristall gefunden hat. Mein Geld war Ihm zwar nicht egal, er hätte es wohl gut gebrauchen können, aber er war nicht im mindesten bereit, mir Auskunft über den Kristall und seine Herkunft zu geben.
Wenn nicht ein kleiner Junge, namens Arikano, mir berichtet hätte, daß er weiß, wo der Kristall herkommt, so könnte ich wohl heute kaum zur Ruhe kommen. Arikano wird mich morgen früh zu einer Ruine führen, die verflucht sein soll. Seit über 35 Jahren hat kein Bewohner des Dorfes diese Ruine je betreten. So dachten die Dörfler zumindest, denn dieser Junge will in dieser Ruine den Kristall gefunden haben, den sein Vater Bosco dann verkauft hat. Auf diese Ruine bin ich sehr gespannt.

Göröm Üsakür

1 Stadt im Norden der Qunje Esqar
2 Göröm bezeichnet die Quarzsteine der Arandi immer als Kristalle
3alter Orden von der Insel Subere, dem Reich des Feuers angehörend
4 Festungsstadt im Norden der Qunje Esqar
5 Magierkaste der caRhuun
6 Heimat der caRhuun
7 Hauptstadt der Qun, Sitz des Serifen
8 Katzenartiges Raubtier, ca. 1,5 m lang, Schulterhöhe 60 cm, dichtes grauschwarzes Fell. Tritt meist in Rudeln zu 4 bis 6 Tieren auf.

zurück


© 2000 by Göröm Üsakür vom Volk der Qun